Heute ist Freitag, der 25.08.2023, 10.00 Uhr. Ich bin Clemens Küpper, Geschäftsführer der Eisengiesserei Baumgarte GmbH und Präsident des Bundesverbands der Deutschen Gießereiindustrie.
Ich stehe hier mit einem Teil der Mannschaft in unserem Schmelzbetrieb.
Wir schmelzen heute nicht – wir machen heute Wartung.
Bei uns arbeiten über 300 Männer und Frauen im Dreischichtbetrieb.
Wir stellen Gussteile aus Schrott und Sand her. Diese Bauteile haben wir gemeinsam mit unseren Kunden entwickelt. Aus den Gussteilen werden hochmoderne und komplexe Maschinen und Anlagen, die weltweit verkauft werden. Echte Wertschöpfung.
Täglich schmelzen wir über 150 Tonnen Guss – dafür brauchen wir Strom. Recht viel sogar. Wir sind ein energieintensives Unternehmen. Nicht in erster Linie, weil wir viel Strom brauchen, sondern weil die Kosten der Energie einen erheblichen Anteil an den Gesamtkosten ausmachen – in diesem Jahr sogar mehr als 30 %. Und so könnte es sogar bleiben.
Die dadurch entstehenden hohen Preise führen dazu, dass Aufträge ins Ausland verlagert werden. Wir selber können die Energie nicht aus dem Ausland kaufen.
Wir beziehen unseren Strom aus Deutschland. Hier gilt das Merit-Order-Prinzip. Die höchsten Grenzkosten der Erzeuger bestimmen den Marktpreis.
Die ganze Gießereibranche – alle 70.000 Gießer und Gießerinnen in über 600 mittelständischen Betrieben, die Eisen, Stahl, Alu und Metall schmelzen und gießen, arbeiten am Ausbau unserer deutschen Energieerzeugung mit.
Wir haben noch einige Jahre zu wenig Wettbewerb bei der Stromerzeugung – für diese Zeit brauchen wir eine andere Regelung, die vom Merit-Order-Prinzip abweicht.
Wenn wir diese Bedingungen hätten, brauchten wir heute die Öfen nicht abzuschalten.
Unsere Frage heute geht an die, die mehr von Marktwirtschaft verstehen als wir: Was meinen Sie damit, wenn Sie sagen, ein Brückenstrompreis würde falsche Anreize setzen?